Vom Ausbrennen und der Wertschätzung
Bin es nur ich, oder nehmt ihr auch eine kollektive Müdigkeit wahr? Ein Ausbrennen, kleine Explosionen hier und da? Woran liegt das? Ich höre von vielen Bekannten und Freunden, welche in pädagogischen Berufen tätig sind, dass sie überfordert und ausgelaugt sind. Ebenso in der Pflege. In Berufen, in welchen man sehr viel von sich verschenkt. Natürlich auch in anderen Bereichen. Nun frage ich mich, warum?
Kann es sein, dass die Ansprüche stetig wachsen? Dass immer mehr verlangt, gefordert, reklamiert wird? Und immer weniger geschätzt, gedankt und gelobt wird? Kann es sein, dass wir davon ausgehen, dass man das Gute ja nicht mehr hervorheben muss, dass das ja jede:r eh schon weiss, aber am Mangel geschliffen werden muss, bis auch die letzte Kante rund ist?
Viele geben und geben, bis da nichts mehr zu geben ist. Und fallen dann sang- und klanglos aus. Ich glaube, das können wir uns nicht mehr leisten. Weil wir so die guten Leute verlieren. Ich bin überzeugt, dass mehr Wertschätzung ins Spiel kommen muss. Mehr Dankbarkeit. Mehr ausgesprochen werden soll, worüber man sich freut. Was man schätzt und vermissen würde, wäre es nicht mehr da. Bevor es eben nicht mehr da ist.
Wie wäre es, wenn wir der Bäckerin sagen, dass uns ihr Lächeln gut tut? Dem Versicherungsvertreter, dass wir seine Art, uns etwas zu erklären, schätzen? Der Lehrerin, dass wir ihre Geduld bewundern? Dem Arzt, dass wir uns bei ihm gut aufgehoben fühlen?
Und wie wäre es, wenn wir uns selbst mehr wertschätzen würden? Uns freuen an unseren Qualitäten und Ecken und Kanten auch mal eckig und kantig sein lassen? Unseren Perfektionismus und Selbstoptimierungssinn in die Ferien schicken? Uns gönnen, auch mal entspannt und ausgeruht zu sein? Vielleicht ist dies ein Tropfen auf den heissen Stein, vielleicht aber auch ein Anfang, den Brand einzudämmen.